Lese-Rechtschreib-Störung? Du hast als Elternteil keine Schuld

Lese-Rechtschreib-Störung – Hätte ich als Elternteil was tun können?
Du bemerkst schon seit Längerem, dass dein Kind Probleme hat, Worte zu lesen und/oder zu schreiben, vermutest vielleicht sogar, dass es eine LRS haben könnte. Du fragst dich: Gibt es etwas, das ich hätte tun können, um dies zu vermeiden? Bin ich/sind wir als Eltern vielleicht sogar Schuld daran, weil wir was falsch gemacht haben?
Meine eigenen Erfahrung mit Lese-Rechtschreib-Störung
Lass dir sagen: So ging es mir auch. Mein erstes Kind konnte am Ende der Kindergartenzeit lesen und auch bereits einige Worte schreiben. Obwohl es nie wirklich gerne gelesen hat (und das auch bis heute nicht tut), hatte es im Deutschunterricht bei Diktaten nie Probleme und immer gute Noten. Das Thema Lese-Rechtschreib-Störung war bei uns zu Hause also nie wirklich ein Thema.
Bei Kind 2 lief am Anfang der Schulzeit auch noch alles recht entspannt. Probleme gab es nur mit der Schrift und dem Einhalten der Lineatur in den Schreibheften (auch das war im Rückblick schon ein erster, kleiner Hinweis auf das Thema LRS). Aber wir dachten: „Das gibt sich schon mit der Zeit und etwas Übung!“
Zu Beginn des 3. Schuljahres jedoch fragte die Lehrerin unseres Kindes, ob wir mal darüber nachgedacht hätten, es beim schulpsychologischen Dienst auf Lese-Rechtschreib-Störung testen zu lassen. Hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht und waren erst wie vor den Kopf gestoßen.
Eine Ursachen-Suche
Wir haben unser Kind testen lassen und das Ergebnis war nicht ganz eindeutig, weshalb es vor Kurzem nachgetestet wurde.
Fragen, die wir uns stellten waren:
- Was haben wir bei Kind 1 anders gemacht, als Kind 2?
- Haben wir ihm genauso viel vorgelesen wie Kind 1?
- Haben wir Anzeichen übersehen, die auf die Lese-Rechtschreib-Störung hätte hinweisen können?
- Hat Kind 2 mehr Zeit vor dem TV verbracht, während Kind 1 lieber mit uns Bilderbücher angeschaut hat?
Du bist nicht schuld daran
Die Erleichterung kam in dem Moment, in dem ich begonnen hatte, mich mit dem Theme LRS im Rahmen meiner Ausbildung zur Dyslexie-Therapeutin näher zu befassen.
In den meisten Fällen ist es tatsächlich so, dass eine LRS genetisch bedingt ist und eher selten zu einem späteren Zeitraum erworben wird (z.B. durch einen Unfall). Du brauchst dir als Elternteil also keine Vorwürfe zu machen, zu wenig mit deinem Kind gelesen oder geübt zu haben.
Was du tun kannst, um dein Kind zu unterstützen
Im Fall einer LRS ist es meist nicht mit „einfach nur mehr üben“ getan. LRS hat viele verschiedene Ausprägungen und jedes Kind benötigt eine individuelle Förderung (am besten hilft da eine Diagnose von einem Kinder- und Jugendpsychologen oder dem schulpsychologischen Dienst).
Willst du selbst mit deinem Kind daran arbeiten, bieten viele Büchereien oder Buchhandlungen gute Literatur zu diesem Thema. Einige Bücher habe ich dir HIER, HIER und HIER verlinkt
Positiv ist es natürlich, deinem Kind möglichst viele Lese-Gelegenheiten zu bieten. Lass es Straßenschilder lesen, das TV-Programm vorlesen oder lass es beim Einkaufen die Artikel vorlesen, die gekauft werden müssen.
Geh das Thema spielerisch an und lass dein Kind nicht merken, dass es gerade übt. In meinem kostenfreien ebook „Sommer Lern Camp“ findest du 7 Ideen für Spiele, bei denen dein Kind lesen und/oder schreiben „muss“, die aber wesentlich mehr Spaß machen, als stur Arbeitsblätter auszufüllen. Das Lieblingsspiel unseres Kind ist „Stadt-Land-Fluss“. Es vermeidet sonst das Schreiben wo es nur geht, hier haben wir aber an einem Abend mehrere Runden durchgespielt und es hat überhaupt nicht gemerkt, wieviel es geschrieben hat. Wichtig: Es kommt hier erstmal nicht auf fehlerfreies Schreiben an. Vielmehr soll die Scheu vor dem Schreiben abgebaut werden.